Stiftung niedersächsische Wirtschaftsforschung

Foto: Axel Herzig
2024:
Premiere für das Kamingespräch der S-NIW

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Mit dem neuen Veranstaltungsformat „Kamingespräch“ hat die Stiftung Niedersächsische Wirtschaftsforschung (S-NIW) einen Akzent in ihrer politisch-ökonomischen Debattenkultur gesetzt. In bewusst konzentrierter und dialogorientierter Atmosphäre wurde erstmals im Januar 2024 unter dem provokanten Titel „Ist hier bald Feierabend?“ im Schloss Herrenhausen über die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland diskutiert.
Rund 100 Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik verfolgten die Diskussion mit Sigmar Gabriel, Bundesminister a. D. und ehemaliger Vizekanzler, dem Ökonom Prof. Lars Feld sowie Dr. Volker Schmidt, Vorsitzender des SNIW-Kuratoriums. Gabriel betonte mit Blick auf geopolitische Entwicklungen die Gefahr, dass Europa als wirtschaftliches Kraftzentrum zunehmend an Bedeutung verliere, und forderte, das ökonomische Potenzial des europäischen Binnenmarkts wieder gezielt zu heben:
„Wir müssen unsere Rolle als Wirtschaftsmacht aktiv zurückerobern.“
Prof. Feld untermauerte die Sorge um die Standortstabilität mit aktuellen Zahlen: Die deutsche Wirtschaft bewege sich in einem Umfeld der Stagflation, das weder Impulse für Wachstum noch Vertrauen bei Investoren biete. Auch Dr. Volker Schmidt zeichnete ein kritisches Bild. Aus seiner Sicht leidet der Standort Deutschland nicht nur unter globalen Unsicherheiten, sondern zunehmend auch unter hausgemachten Problemen: „Das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit des Staates ist erschüttert. Es werden immer neue Ziele formuliert, ohne konkrete Wege aufzuzeigen, wie sie erreichbar sein sollen.“ Als Beispiele nannte er die Wärmewende, die Energie- und Verkehrswende – ambitionierte Vorhaben, denen jedoch verlässliche Konzepte fehlen.
Das Format der Kamingespräche soll künftig regelmäßig Einblicke an der Schnittstelle von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ermöglichen. In Anlehnung an den politikberatenden Auftrag des früheren Niedersächsischen Instituts für Wirtschaftsforschung (NIW), dessen inhaltliches Erbe die Stiftung seit 2023 aktiv weiterführt.

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2025:
Zweites Kamingespräch rückt Aufgaben der neuen Bundesregierung in den Fokus
Nach der erfolgreichen Premiere setzte die S-NIW ihre neue Veranstaltungsreihe „Kamingespräch“ in 2025 mit einer hochkarätigen Debatte im Alten Rathaus Hannover fort. Rund 150 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft diskutierten unter dem Titel „Wirtschaft nach der Wahl: Was die neue Bundesregierung jetzt tun muss“ mit Peer Steinbrück, Bundesminister a. D. (SPD), der Wirtschaftsweisen Prof. Veronika Grimm und Sebastian Lechner, CDU-Landesvorsitzender, über wirtschaftspolitische Handlungsnotwendigkeiten.
Wie groß die Herausforderungen sind, machte zu Beginn Dr. Volker Schmidt, Kuratoriumsvorsitzender der SNIW, mit eindrücklichen Daten deutlich: Nur noch 18 Prozent der Bürger glauben an einen wirtschaftlichen Aufschwung, über 75 Prozent zweifeln an der Handlungsfähigkeit des Staates.
„Die Menschen sind verunsichert. Sie sehen, dass viel versprochen, aber wenig umgesetzt wird.“
Steinbrück forderte mit Blick auf eine mögliche schwarz-rote Koalition: „Diese Bundesregierung ist fast dazu verdammt, die Probleme zu lösen.“ Deutschland sei wirtschaftlich stark, aber nur, wenn jetzt entschlossen gehandelt werde. Auch Lechner sprach sich für eine Mentalitätswende aus: „Wir müssen raus aus der Verwaltung der Probleme, rein in die aktive Gestaltung.“ Grimm, Mitglied im Sachverständigenrat, ergänzte die Analyse mit einem klaren Blick auf die strukturellen Schwächen des Standorts. Stagnierende Produktivität, zu viel Regulierung, zu wenig Dynamik und ein CO₂-Bepreisungssystem, das Investoren abschrecke. „Deutschland ist zu komplex, zu teuer, zu langsam.“ Die zentrale Botschaft des Abends: Viele Lösungen liegen längst auf dem Tisch. Jetzt kommt es auf den politischen Willen an, sie auch umzusetzen.
Mehr Informationen über die Stiftung finden Sie auf der Website des S-NIW.

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