Wie geht es Ihnen heute?
Mit Krankenrückkehrgesprächen können Arbeitgeber das „Blaumachen“ eindämmen und ihren Beschäftigten gleichzeitig signalisieren, dass sie sich um sie kümmern. Wie man solche Gespräche einfühlsam und zielführend gestaltet, zeigt Maria Vaske in ihren Seminaren bei X4B.
Deutschland schwächelt. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn nicht nur konjunkturell müht sich unser Land, nach den zahlreichen Krisen der vergangenen Jahre wieder auf die Beine zu kommen. Auch Arbeitnehmer finden offensichtlich seit der Corona-pandemie nur schwer auf ihr Leistungsniveau von vor der Krise zurück. Im vergangenen Jahr knackte die Statistik der Krankheitstage sogar einen neuen Rekord: 19,4 Tage fehlte laut Statistischem Bundesamt 2023 jeder Angestellte durchschnittlich an seinem Arbeitsplatz. Das sind fast doppelt so viele Fehltage wie im Vor-Pandemie-Jahr 2019, als die Quote noch bei 10 Tagen lag.
Experten schlagen nun Alarm, denn eine erhöhte Krankenquote kostet unsere Wirtschaft viel Geld. Einer Studie des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen zufolge entgingen Deutschland durch die vielen Fehltage im vergangenen Jahr rund 26 Milliarden Euro.
Ein Ausdruck von Fürsorge
Was aber können Arbeitgeber tun, um die Zahl der Krankheitstage in ihrer Belegschaft zu reduzieren? Ein wirksames Mittel sind laut Maria Vaske die sogenannten Krankenrückkehrgespräche. Sie sind nicht nur ein Ausdruck von Fürsorge gegenüber den Angestellten, sondern helfen auch, krankheitsfördernde Faktoren im Betrieb aufzudecken. Außerdem sind sie sehr effektiv, um das „Blaumachen“ einzudämmen.
Vaske ist Systemische Organisationsberaterin, Psychologische Beraterin und Diplom-Sozialwirtin. In ihren Schulungen gibt sie viele strategische Hinweise, wie man Krankenrückkehrgespräche führen kann, ohne dass sich Mitarbeiter kontrolliert fühlen. Ihr Wissen gibt sie sowohl in offenen Seminaren über X4B wie auch in InHouse-Schulungen an Geschäftsführer, Führungskräfte und Personalverantwortliche weiter.
Die psychische Gesundheit von Mitarbeitenden wird ein immer größeres Thema.
(K)ein freiwilliges Angebot
„Der Vorteil an Krankenrückkehrgesprächen ist, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer daran teilnehmen müssen, wenn die Organisation sie als verpflichtend einführt“, sagt Vaske. Darin besteht der große Unterschied zu den sogenannten BEM-Gesprächen (Betriebliches Eingliederungsmanagement). Denn Arbeitgeber müssen zwar jedem Mitarbeiter, der in zwölf Monaten mehr als 42 Tage krankgemeldet war, von Rechts wegen ein BEM-Gespräch anbieten, doch annehmen müssen Mitarbeiter dieses Angebot nicht. „Das Krankenrückkehrgespräch hingegen kann als Fürsorge-Maßnahme eingeführt werden, mit dem die Führung der Belegschaft das Signal sendet: ,Wir kümmern uns um euch und wollen dafür sorgen, dass es euch gut geht.‘“
Damit diese Botschaft im Unternehmen auch ankommt, ist es laut Vaske wichtig, dass jeder Mitarbeiter nach seiner Rückkehr aus einer krankheitsbedingten Fehlzeit zu einem kurzen Gespräch beim jeweiligen Vorgesetzten erscheinen muss. Unabhängig davon, ob er einen Tag wegen Übelkeit gefehlt hat oder sechs Wochen wegen eines Beinbruchs. „Die Aussicht darauf, sich nach einem Fehltag wegen Krankheit in jedem Fall erklären zu müssen, hat zudem den positiven Nebeneffekt, dass sich weniger Angestellte durch Krankentage das Wochenende oder den Urlaub verlängern“, sagt Vaske.
Krisen sind Phasen
Gleichzeitig sensibilisiert die Trainerin Arbeitgeber dafür, psychische Leiden genauso ernst zu nehmen wie körperliche. Denn während ein Beinbruch sofort ins Auge fällt, bleibt eine Depression meist unsichtbar. „Die psychische Gesundheit von Mitarbeitenden wird ein immer größeres Thema. Deshalb ist es wichtig, demgegenüber eine gewisse Toleranz und Akzeptanz zu entwickeln.“ Ein Trauerfall in der Familie, eine besonders belastende Pflegesituation oder eine Depression könnten die Leistungsfähigkeit eines Mitarbeiters zunächst und auf unbestimmte Zeit massiv einschränken. „Aber sie bedeuten nicht, dass der Mitarbeiter gar nicht mehr arbeiten kann“, sagt Vaske. „Jeder Mensch geht zwar anders mit solchen Krisen um, dennoch sind es in der Regel bloß Phasen. Ich helfe Arbeitgebern dabei, diese Phasen zu verstehen und Lösungen zu entwickeln, wie man sie bestmöglich überbrücken kann.“
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