Fotos: Tim Schaarschmidt
Mehr als nur ein Spiel
Ein Sieg der deutschen Nationalmannschaft wäre das i-Tüpfelchen auf der Mitgliederversammlung von NiedersachsenMetall und INMetall gewesen, doch es hat nicht sollen sein. Richtig traurig war am Dienstag aber niemand, zu schön war dieser Sommerabend im Schloss Herrenhausen gewesen. Ein Rückblick.
Es war der wohl emotionalste Moment des Abends: Völlig aufmerksam sitzen die gut hundert Gäste im Festsaal des Herrnhäuser Schlosses auf ihren Stühlen, starren in Richtung Bühne, auf den Gesichtern eine Mischung aus Überraschung und Betroffenheit. Werner Hansch, Legende der deutschen Sportreporter, hat soeben verkündet: „Ja, ich war spielsüchtig. Und aus dieser Hölle entkommen zu sein, das ist der Sieg meines Lebens.“ Die Sätze hallen nach. Natürlich, nahezu jeder im Saal, der schon mal den Namen Werner Hansch gehört und in den vergangenen Jahren ein Blick in die Klatschblätter geworfen hat, wusste, dass der ehemalige Top-Sportreporter sein gesamtes Vermögen beim Wetten verzockt hat. Und doch ist es etwas ganz anderes, es aus seinem Mund selbst zu hören. Zumal der mittlerweile 82-Jährige seine Botschaft mit überraschend lauter, klarer und eindringlicher Stimme vorbringt.
Hansch ist einer der drei Promis, die NiedersachsenMetall und INMetall unter Führung des Hauptgeschäftsführers Dr. Volker Schmidt für das Bühnenprogramm ihrer Mitgliederversammlung eingeladen hatten. Viel Zuspruch bekam auch Sozial- und Gesundheitsministerin Daniela Behrens, die in ihrem Grußwort einen kurzen Abriss zum Stand der Dinge bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie gab. Anschließend sprach sie mit Werner Hansch über die Gefahren des Glücksspiels für Kinder und Jugendliche und die Schwierigkeiten, die durch die Pandemie für die Glücksspielprävention entstanden sind. Während sich die Ministerin anschließend dem persönlichen Gespräch mit den Gästen widmen konnte, bereitete sich Hansch auf seinen zweiten Einsatz an diesem Abend vor: Zusammen mit Philipp Köster, Chefredakteur des bekannten Fußball-Magazins „11Freunde“, kommentierte er das Europameisterschaftsspiel „Deutschland gegen Frankreich“.
Einen ähnlichen Schock-Effekt wie beim Geständnis von Werner Hansch erlebten die Gäste dann noch ein zweites Mal – in der 20. Minute des Fußballspiels. Gejagt von Frankreichs Topspieler Mbappé stürzt Deutschlands Mittelfeldstar Mats Hummels auf den Ball, Keeper Manuel Neuer wirft sich noch nach vorn, doch da ist es schon zu spät und der Ball drischt ins eigene Netz. „Tja, eins muss man wohl sagen: Mbappé hätte dieses Tor nicht schöner machen können“, kommentiert Köster trocken, nachdem er sich vom Schreck erholt hat.
Doch auch wenn die Partie in München kein Anlass zur Freude bot, so erlebten die Gäste doch einen rundum gelungenen Abend. Und von vielen war zu hören: „Wie schön, dass wir uns endlich mal wieder persönlich sehen konnten – und dann auch noch bei einer so schönen Veranstaltung.“