Besser als jeder Hausbank-Kredit
Mit einer Beteiligung am Fonds „NTransformation Kfz-Zulieferer“ unterstützt NiedersachsenMetall zukünftig insbesondere Mittelständler in der Automobilbranche. Davon können auch AGV-Unternehmen profitieren.
Die Zeiten für Niedersachsens Automobilindustrie sind aktuell alles andere als rosig. Nach Produktionsstopps und Kurzarbeit während der Coronakrise folgte der Mangel an Halbleitern und Chips, nun drohen Engpässe bei Magnesium und Aluminium. Und zu alldem kommt ein immenser politischer Druck zur Transformation hin zu umweltfreundlicheren Antrieben, Fahrzeugkomponenten und Technologien. Was für die Autokonzerne und die großen Zulieferer schon einen Kraftakt bedeutet, ist für viele Klein- und Mittelständler im Automotive-Bereich eine existenzielle Herausforderung.
Um diese Unternehmen nun bei der Mammutaufgabe Transformation zu unterstützen, beteiligt sich NiedersachsenMetall über die Norddeutsche Wirtschaftsholding jetzt mit einem Kapital von zehn Millionen Euro am Fonds „NTransformation Kfz Zulieferer“. Den Fonds hatte das Land Niedersachsen im März dieses Jahres aufgelegt. Eine Partnerschaft aus Privatwirtschaft und Staat ist für die Automobilindustrie in dieser Form bislang bundesweit einmalig.
„Für uns ist der Fonds ein immens wichtiges Unterstützungsinstrument. Wir können mithilfe unserer Holding die Transformation in unseren Mitgliedsunternehmen unterstützen“, sagt Dr. Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände, zu denen auch NiedersachsenMetall und die AGV gehören. Profitieren können von dem Fonds nicht nur direkte Zulieferer der Automobilhersteller aus dem verarbeitenden Gewerbe, sondern auch Mitgliedsfirmen der AGV. Denn zur Zielgruppe des Fonds zählen auch Dienstleistungsunternehmen für die Autobranche, wie etwa Ingenieurbüros und Softwareentwickler.
DER FONDS
Mit dem Beteiligungsfonds „NTransformation Kfz-Zulieferer“ fördern das Wirtschaftsministerium, die NBank Capital und NiedersachsenMetall Firmen aus der Automobilbranche bei ihren Investitionen in Zukunftsmodelle, neue Technologien und den Ausbau ihrer Standorte in Niedersachsen. Dafür wird der bereits bestehende BGN-Fonds erweitert und aufgestockt. „Auf diese Weise werden insgesamt 90 Millionen Euro mobilisiert, die wir als sogenanntes ,Mezzanine Kapital‘ zur Verfügung stellen können“, erklärt Schmidt. Die Unternehmen müssen es nach einem vorher definierten Zeitrahmen (sieben bis zwölf Jahre) verzinst zurückzahlen. Von Banken wird das geliehene Kapital in der Regel als Eigenkapital angesehen. Damit steigt die Bonität des Unternehmens, die Konditionen für die Anschlussfinanzierung verbessern sich. „Damit ist ein großer Hebel geschaffen, mit dem enorme Investitionssummen für den Wirtschaftsstandort Niedersachsen mobilisiert werden können“, so Schmidt.
Zudem gibt es eine enge Betreuung durch die NBank Capital. Die Tochtergesellschaft der niedersächsischen Landesbank hilft den Unternehmen, etwa durch Prüfung der Antragsunterlagen, Ausarbeitung und Prüfung von Meilensteinen oder das Abschlussreporting. „Zudem werden die Unternehmen über die Netzwerke von NBank Capital und NiedersachsenMetall weitaus umfassender betreut, als es möglicherweise ein normales Kreditinstitut leisten kann“, so Schmidt. „Die Vorteile des Fonds liegen auf der Hand, vor allem für zukunftsträchtige Projekte, deren Investitionsbedarf anfangs sehr hoch ist und die sich erst später amortisieren.“
Wer mit seiner Firma Kapital aus dem Fonds abrufen will, muss einen Antrag stellen, über den der Beteiligungsausschuss, bestehend aus Vertretern der NBank und NiedersachsenMetall, entscheidet. „Der Transformationsfonds hat in dieser Konstellation mit dem Land, NiedersachsenMetall und der Norddeutschen Wirtschaftsholding als privatem Co-Investor bundesweit Vorbildcharakter“, sagt Schmidt. „Nicht der Staat allein entscheidet über Beteiligungskapital, sondern die Wirtschaft sitzt mit im Boot und bringt hohe Expertise bei der Auswahl von Zielunternehmen ein.“
[ISABEL CHRISTIAN]
DIE VORAUSSETZUNGEN
Unternehmen, die Kapital aus dem Fonds abrufen möchten, müssen vier wesentliche Bedingungen erfüllen:
■ Zulieferer der Automobilbranche (TIER 1 bis TIER 4) bzw. deren Zulieferer; Dienstleistungsunternehmen für Zuliefererund Kfz-Hersteller
■ Unternehmenssitz in Niedersachsen
■ Unternehmen in der Phase der Transformation zu neuen Antrieben, Fahrzeugkomponenten und Produktionsmethoden, die Corona-bedingte, finanzielle Verluste zu verzeichnen haben
■ Solide, wirtschaftliche Basis (keine Sanierungsfälle) + hohes Wachstumspotenzial